Pflanzenblog - November 2021

Weinen, tropfen, schwitzen: Guttation! Warum deine Zimmerpflanze Wassertropfen an ihren Blättern bildet.

Grosse und kleine Wassertropfen auf einem grünen Blatt und an den Blatträndern

(C: Naveen Vadaganadham)

Es ist Morgen. Du reckst und streckst dich und machst dich wie jeden Morgen auf, als Erstes deine Zimmerpflanzen zu begrüßen. 🛌🏻

Aber – oh schreck!

Entsetzt musst du feststellen, dass eine deiner Pflanze weint! Wieso das? 😭

Hat sie Angst in der Nacht? Fühlt sie sich einsam? Oder wurde sie gar von ihrer Pflanzenclique gepiesackt? Hält sie dich für eine:n Raben-Pflanzen-Mama bzw. -Papa?

Erst einmal: Deine Zimmerpflanze liebt dich nach wie vor.

Die Tropfen, die sie da über Nacht produziert hat, heißen Guttationstropfen und zeigen dir, dass deine Zimmerpflanze ein aktives Immunsystem hat, das intensiv arbeitet, oder dass sie sich gerade einen Snack gönnt.

Allerdings tut sie das vor allem dann, wenn sie eine zu feuchte Erde hat.

Was du über Guttation wissen solltest, wo der Unterschied zu Tau und Transpiration liegt, wie (un-)gefährlich sie ist und wie du sie verhinderst, zeigen wir dir jetzt!

Oder du schaust dir auf TikTok Karos feuchtfröhliches Video dazu an. 💧

Guttation: warum deine Zimmerpflanze schwitzt

Vielleicht kennst du das, dass du besonders in der Nacht viel schwitzt, wenn du krank bist? Das passiert, wenn dein Körper seine Temperatur nach einem Fieberschub wieder senken will. 🤒

👉🏾 Ähnlich macht das deine Zimmerpflanze. Nur, dass sie nicht ihre überschüssige Körpertemperatur abgeben will, sondern vielmehr aus der Erde.

Oder hast du schon mal eine Wassermelone gegessen, obwohl vorher schon deine Wasserreserven mit genügend Flüssigkeit gefüllt hast – einfach nur, weil du an die leckeren Vitamine wolltest?

👉🏼 Auch das macht deine Pflanze dir nach. Obwohl sie mit genügend Wasser versorgt ist, pumpt sie über die Wurzeln weiter Wasser zu den Blättern hoch. Einfach, weil mit dem Wasser auch leckere Nährstoffe mitkommen.

Das überschüssige Wasser wird deine Pflanze dann über die Blätter los. Entweder verdunstet es tagsüber dank der Photosynthese (Transpiration). Oder aber die Pflanze schwitzt es nachts als Guttationstropfen über die Blätter aus, wenn durch das fehlende Licht keine Photosynthese und somit auch keine Transpiration stattfinden kann.

Die Voraussetzungen für das Schwitzen sind, dass in der Nacht eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit herrscht und die feuchte Erde wärmer ist als die Umgebungsluft.

So verdunstet nämlich in der Nacht kein Wasser mehr aus dem Boden und durch die schwere, nasse Erde nimmt der Druck auf die Wurzeln – der sogenannte Wurzeldruck – zu, bis diese dann anfangen, Wasser in die grünen Pflanzenteile hochzupumpen.

„Dank Guttation wird die Pflanze überschüssiges Wasser aus der Erde los.“

Dabei nimmt das Wasser Zucker, Mineralien, Enzyme, Natrium und was sich sonst noch in der Erde befindet mit. Dieses angereicherte Wasser nennt sich ganz unschmeichelhaft Xylem und ist für deine Pflanze als Mitternachtssnack das Äquivalent zu unserer Wassermelone. (Oder futterst du etwas keine Wassermelone spätabends?) 🍉

Nachdem sich deine Pflanze am Wassermelonensaft – pardon: Xylem – sattgesogen hat, spuckt sie dessen Überbleibsel (#Wassermelonenkerne?) über Drüsenzellen am Blattrand – die ebenso kryptisch klingenden Hydathoden – wieder aus.

Voilà! Da sind sind sie, die Guttationstropfen.

Besonders häufig tritt dieses Phänomen übrigens bei der Monstera, dem Philodendron, der Alocasia, der Dieffenbachia und der Glücksfeder auf.

Aber: Auch wenn deine Zimmerpflanze es so schafft, Wasser auszuschwitzen, ist die nasse Erde auf Dauer ein Problem, das du beheben solltest.

Guttationstropfen an den Rändern eines halb eingerollten Blatts

(C: Magdalena Nowakowska)

„Gutta“ kommt übrigens aus dem Lateinischen und heißt Tropfen. Wenn wir also „Guttationstropfen“ sagen, sagen wir eigentlich „Tropfentropfen“. 😂

Guttation, Tau und Transpiration bei deiner Zimmerpflanze: der Unterschied

Du weißt jetzt also: Deine Zimmerpflanze produziert bei zu viel (warmer) Bodennässe und hoher Luftfeuchtigkeit einen Unterdruck, der das Wasser in der Nacht über die Wurzeln zu den Blatträndern treibt.

Was genau ist jetzt aber der Unterschied zum Tau? Und hier hast du auch schon mal von der Transpiration gehört – wie unterscheidet man diese?


Tau wird im Gegensatz zur Guttation nicht von deiner Pflanze selbst produziert.

Wird es in der Nacht kühler, so kondensiert Wasser aus der Luft. Das heißt, dass Wasserdampf den Aggregatszustand wechselt und flüssig wird.

Und da Wassertropfen dann doch etwas zu schwer zum Fliegen sind, setzten sie sich überall ab. Du findest Tautropfen entsprechend nicht nur an den Blatträndern, sondern auf deiner ganzen Pflanze. ☔️

Das passiert allerdings nur draußen, wo es zwischen Tag und Nacht genügend große Temperaturunterschiede gibt, und nicht bei dir zuhause – es sei denn, du lebst in der Wildnis.😉

Falls dir das noch immer zu ungenau ist und du bereit bist, dich auf ein gustatorisches Abenteuer einzulassen, kannst du auch ruhig mal an deiner Pflanze lecken. 👅

Klär vorher aber besser noch ab, ob deine Pflanze giftig oder ungiftig ist!

Da der Wasserstoff aus der Luft keine weiteren Stoffe enthält, ist er geschmacklos. Guttationstropfen hingegen schmecken dank dem mitgebrachten Zucker leicht süßlich.

Tautropfen an den Gräsern auf einer Wiese im Sonnenlicht

(C: Sarah Durner)

Transpiration ist genauso wie die Guttation ein Vorgang, der von deiner Pflanze ausgeht.

Deine Zimmerpflanze verdunstet dabei Wasser über Spaltöffnungen an der Blattunterseite. Diese Spaltöffnungen sind kleine Poren und heißen Stomata. 🧖🏾

Diese sind nur mit Tageslicht tätig, als Teil der Photosynthese. ☀️

Deine Pflanze braucht die Transpiration also zum Leben. Es ist ein alltäglicher, normaler Vorgang. Da man aber keinen Wasserdunst erkennen kann, wirst du davon nicht viel mitkriegen.

Wenn die Lichter mal aus sind, schließen die Poren die Läden und deine Zimmerpflanze verdunstet kein Wasser mehr. Nachts stellt deine Zimmerpflanze die Transpiration also ein.

Damit deine Grünlinge tagsüber nicht zu viel Wasser verdunsten, schützt sie eine Wachsschicht auf den Blättern – die Cuticula – vor übermäßigem Wasserverlust.

Wie viel Wasser verdunstet, ist einerseits abhängig von der Cuticuladicke, andererseits aber auch von der Luftfeuchtigkeit, Temperatur, dem Licht und Wind (eben: falls du in der Wildnis lebst).😉


Kurz gesagt:

💧 Tau bildet sich nachts beim Abkühlen der Umgebungsluft, indem Wasser aus der Luft auf den Blättern kondensiert, und ist geschmacklos.

💧 Bei der Transpiration verdunstet deine Pflanze tagsüber Wasser. Transpiration hinterlässt keine Tropfen.

💧 Guttationstropfen werden nachts von deiner Pflanze gebildet, wenn die Bodennässe einen genug grossen Wurzeldruck ausübt.

💧... und was sind eigentlich die klebrigen Tropfen an der Unterseite deines Philodendrons oder deiner Alocasia? Das erfährst du in diesem Blogbeitrag zu extrafloralen Nektarien.

Ist Guttation bei deiner Zimmerpflanze gefährlich?

Erstmal die gute Nachricht: Die Guttation bei deiner Zimmerpflanze ist für dich ungefährlich!

Allerdings ist Guttation ein Symptom für Überwässerung, was deiner Pflanze nicht gut bekommt.

Deine Zimmerpflanze bildet Guttationstropfen, um einen Wasserüberschuss loszuwerden. Das kann sie aber nur, wenn die Voraussetzungen dafür gegeben sind.

Wenn sie keine optimalen Bedingungen für die Guttation hat, steht sie einfach im nassen Boden. Pflanzenfreaks wie wir reden dann von Staunässe.

Diese führt meist dazu, dass deine Grüne nicht weiter Nährstoffe und Wasser aufnehmen kann, was du an gelben Blättern erkennst. Unbehandelt verursacht das den Tod deiner Zimmerpflanze.😢

Falls du also mal nasse Erde bemerkst, passe das Gießen an. Im Falle von faulig riechender Erde oder verfärbten Blättern solltest du deine Zimmerpflanze zusätzlich umtopfen.

Weil Prävention allerdings so was wie die Golden Rule ist, verraten wir dir, wie du es gar nicht erst so weit kommen lassen kannst:

Wie du Guttation verhindern kannst

Gießt du im Rahmen der Vorlieben deiner grünen Mitbewohnerinnen, kannst du Guttationstropfen (und Staunässe 😉) verhindern.

Wie viel Wasser optimal ist, hängt individuell von deiner Pflanze ab. Schau am bestem mal auf deinem feey-Pflanzenspickzettel oder im Pflanzenlexikon nach.

Prinzipiell gilt: Lieber weniger häufig, dafür genug gießen.

Mach deshalb vor dem Wässern immer den Fingertest. Wenn die Erde trocken und bröselig ist, darfst du deine Pflanze gießen. ☝️

Hilft alles nichts und deiner Pflanze geht es nicht gut, kannst du dir im Erste-Hilfe-Blog ein paar Tipps holen. Im Notfall darfst du natürlich auch unser Pflanzendoktor-Team fragen.



Kommen dir vor lauter Freude jetzt auch die Tränen? Gemeinsam heulen ist ja auch viel besser als alleine! Die Tränen deiner Pflanze trocknest du am besten mit unserem Mikrofasertuch. 🤧

Falls du lieber mit deiner Pflanze mitschwitzen möchtest, schwingst du dich am besten auf die Yogamatte und machst ein paar coole Plant-Yoga-Moves. 🧘

Und wenn du dann noch ein paar schöne Fotos geknipst hast, freuen wir uns sehr darauf, die auch zu sehen! Übrigens sind auch jedes andere Feedback und Anregungen erwünscht und willkommen. Nur her mit deinen Inputs! ❤️

Melde dich: hallo@feey-pflanzen.de.


Noch zum Schluss, weil es uns wichtig ist:

💧 Guttationstropfen ziehen nebst Zucker und Mineralien auch andere Stoffe aus der Erde mit. So werden Giftstoffe, die über chemische Pflanzenschutzmittel verabreicht wurden, ebenfalls ausgeschieden. Das ist draussen für Bienen und Insekten tödlich, da sie sich an den Tropfen tränken.🐝 Deshalb: Setze lieber von Anfang an auf so wenig Pflanzenschutzmittel wie möglich. Wenn nötig, dann greife zu biologischen Mitteln und biologischem Dünger.

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