- Was ist ein Bonsai eigentlich?
- Geeignete Baum-Arten für einen Bonsai
- Grundstilarten (Formen) der Bonsais
Was ist ein Bonsai eigentlich?
Einen Bonsai suchst du in der Natur vergebens. Solche zwergwüchsigen Bäumchen gibt es nämlich nicht. Durch spezielle Gestaltungstechniken kann aber eine eigentlich ganz normale Pflanze kompakt gehalten werden. 🪴
Ihren Ursprung haben die Mini-Bäume in China. 🇨🇳 Dort werden sie seit etwa 2.000 Jahren in Schalen gepflanzt und sind unter dem Namen Pensai bekannt.
Ein paar Jahrhunderte später, ungefähr um 600 n. Chr., kam die Kunst der Pensai dann nach Japan, wo sich der Name zu Bonsai veränderte. 🇯🇵 Bon bedeutet „Schale“ und sai heißt „Pflanze“. Der Name Bonsai meint also nichts Anderes als „Pflanze in einer Schale“.
Erst nach dem zweiten Weltkrieg etablierten sich die Bäumchen auch in Europa und dem Rest der Welt. 🌍 Dort fanden sie sehr schnell Bewunderung und unzählige Bonsai-Clubs wurden gegründet. Nicht verwunderlich: Irgendwie niedlich sind die Bonsais ja schon.
(C: Pauline Bernfeld)
Die Kunstform der Bonsais, die sich über Jahrhunderte entwickelt hat, beschränkt sich aber nicht auf das gezielte Schneiden, Pflegen und Gießen des Bäumchens. Die Schale, in der das Bäumchen eingetopft ist, ist genauso wichtig.
Das kannst du dir vorstellen wie der Rahmen eines Gemäldes. 🖼️ Die Schale muss in Größe, Form und Farbe zum Gesamtbild passen. Ansonsten wirkt das Kunstwerk unharmonisch.
👨🎨 Das japanische Kunstverständnis wird durch den Bonsai sehr deutlich. Japaner:innen legen nämlich nicht viel Wert darauf, wie groß oder wie schwer die Materialen des Kunstwerks sind. Im Zentrum steht vielmehr die Liebe, die in den Erstellungsprozess geflossen ist. 💞
Die Pflege und Gestaltung des Bonsais richten sich stark nach den Vorbildern in der Natur. 🌳 Man kann die Pflanze nämlich nicht einfach in jede beliebige oder absurde Form bringen.
Das heißt – können vielleicht schon, aber überleben tut die Pflanze dann oft nicht.
Die Formen, die ein Baum annehmen kann, sind von Art zu Art unterschiedlich. Es gibt eine gewisse Bandbreite, die jeder von ihnen abdecken kann.
So wächst zum Beispiel ein alleinstehender Baum auf einer Wiese ganz anders als ein Baum mitten im Wald. 🌲
Deshalb betrachtet man in der Bonsai-Kunst auch Bäume an Extremstandorten, um ein Gefühl für verschiedenste Möglichkeiten zu bekommen. Auf Klippen können die Äste über den Abgrund hängen, an einem Ort mit starkem Wind wächst der Baum schief. 💨
Bonsai: Diese Baum-Arten eignen sich
Grundsätzlich kannst du fast jede verholzende Pflanzenart verwenden, um einen Bonsai zu gestalten. Verholzend bedeutet, dass die Triebe einer Pflanze verhärten, unbiegsamer und braun werden. Es können sowohl Nadelgehölze als auch Laubgehölze verwendet werden.
Jedoch gibt es einige Dinge, die du beachten solltest:
- Die Blattgröße der Pflanzenart sollte zur Größe des Bonsais passen.
- Je nach Grundstilart eignet sich ein Nadel- oder Laubbaum besser.
- Die ausgewählte Pflanzenart sollte zum Standort passen. Einige Pflanzen eignen sich als Zimmer-Bonsais, andere nur als Outdoor-Bonsais.
(C: Annie Gavin)
Zimmer-Bonsais
Als Indoor-Bonsais oder Zimmer-Bonsais eignen sich nur Pflanzen, die aus tropischen oder subtropischen Regionen kommen. Sie vertragen den kalten Herbst und Winter hier nicht. Im Sommer dürfen sie jedoch gerne auch nach draußen.
Zu den beliebtesten Zimmer-Bonsais gehören der Ficus, die chinesische Ulme und der Fukientee.
Outdoor-Bonsais
Die meisten Bonsais sollten draußen gehalten werden, weil sie dort, genau wie normale Bäume, den Jahreszeiten ausgesetzt sind und im Winter in eine Winterruhe verfallen können.
Als Pflanzen für Outdoor-Bonsais eignen sich heimische Baum-Arten am besten. Diese sind sich bereits an das Klima gewöhnt. Weil sie in kleinen Schalen stehen, brauchen sie aber im Winter zusätzlichen Schutz vor der Kälte.
Zum Überwintern kannst du die Bonsaischale in deinem Garten eingraben, und zwar bis knapp über den oberen Rand. Alternativ kannst du deinen Bonsai auch in eine grosse Kiste stellen, welche mit Rinden- oder Nadelstreu gefüllt ist.
Der Dreispitzahorn, die Hainbuche, die Scheinzypresse, die Wacholder, die Lärche und die Kiefer werden oft als Outdoor-Bonsai gehalten.
Bonsai-Formen: die häufigsten Grundstilarten
Durch das gezielte Schneiden und Formen des Bonsais werden die verschiedenen Wuchstypen, die man in der Natur findet, nachgeahmt. So haben sich einige Grundstilarten etabliert.
Streng aufrechte Form – Chokkan
Der Name dieser Grundstilart sagt eigentlich schon alles über sie aus. Der Stamm des Bonsais ist komplett gerade und wird mit zunehmender Höhe gleichmäßig dünner. Das Dünnerwerden wird „Verjüngung“ genannt.
Diese Wuchsform findet man in der Natur dann, wenn ein Baum alleine steht und viel Licht erhält. Er muss nicht im Kronendach des Waldes um Licht kämpfen, weshalb der Baum auch weiter unten viele Äste hat.
Das unterste Drittel des Baums sollte frei von Ästen sein. Sofern es möglich ist, sollten zudem nie mehrere Äste auf der gleichen Höhe wachsen.
Den Baum solltest du nicht genau in die Mitte der Schale pflanzen. Die Schale sollte flach sein und etwa so tief wie der Durchmesser der breitesten Stelle des Stammes.
Frei aufrechte Form – Moyogi
Diese Grundstilart trifft man in der Welt der Bonsais am häufigsten an.
Die frei aufrechte Form ähnelt der streng aufrechten Form mit dem entscheidenden Unterschied, dass der Stamm sich verschieden in alle Richtungen biegen darf.
Wichtig ist, dass diese Biegungen leicht und schwungvoll sind und der Stamm des Bonsais nicht zum Zickzack wird. Zudem sollten die Biegungen mit zunehmender Höhe weniger ausgeprägt sein.
Außer am oberen Ende sollten die Äste jeweils an der Außenseite einer Biegung wachsen.
Bei der Wahl der Schale gilt dasselbe wie bei der streng aufrechten Form.
Besenform – Hokidachi
Auch der Name dieser Grundstilart ist selbsterklärend. Die Krone des Bonsais bildet ungefähr eine Halbkugel. Mit etwas Fantasie ähnelt das einem Besen.
Im Gegensatz zur streng und frei aufrechten Form geht der Stamm hier nach etwa einem Drittel der Höhe in viele kleinere Äste über, welche die buschige Krone bilden.
Der Durchmesser der Baumkrone sollte ungefähr dem Zehnfachen des Stammdurchmessers entsprechen.
Nadelbäume sind für die Besenform ungeeignet, weil dies nicht ihrer natürlichen Wachstumsweise entspricht. Aber auch von den Laubbäumen gibt es nur wenige, welche für diese Gestaltung geeignet sind. Dazu gehören zum Beispiel die Ulme, Zelkove und der Ahorn.
Für die Wahl der passenden Schale gilt bei der Besenform dasselbe wie bei der streng und frei aufrechten Form.
Gelehnte Form – Shakan
Der Stamm des Bonsais bei der gelehnten Form kann entweder eine gerade Linie bilden oder gebogen sein. Das ist hier weniger wichtig. Hauptsache, das Bäumchen ist geneigt.
Damit diese Form in der Natur entsteht, braucht es stärkere Umwelteinflüsse. Zum Beispiel kann ein starker Sturm oder ein Erdrutsch den Baum wegdrücken, wodurch er sich neigt.
Der unterste Ast befindet sich auf der Gegenneigungsseite. Dadurch kann das optische Gleichgewicht erhalten bleiben. Die Äste auf dieser Seite sind generell etwas länger, damit der Mini-Baum nicht plötzlich ganz umkippt.
Auch hier solltest du deinen Bonsai nicht mittig in die Schale setzen. Wenn er nach rechts geneigt ist, solltest du ihn eher links in die Schale pflanzen und umgekehrt.
Halbkaskade – Han-Kengai
Die Halbkaskade ist eine Steigerung der gelehnten Form. Die Spitze des Baumes reicht normalerweise bis knapp unter den Rand der Schale.
Die Halbkaskade hat nur eine schwache Abwärtsneigung. sie wächst vor allem in die Horizontale. Um das weit überhängende Gewicht auszugleichen, befindet sich die Krone in der Regel im ersten Drittel des Baumes, also noch knapp über der Schale.
Die Schale ist wegen des ungleichmäßig verteilten Gewichts des Baums oft tiefer als bei anderen Grundstilarten. Der Bonsai wird zudem normalerweise in die Mitte der Schale gepflanzt.
Die Halbkaskade findet man in der Natur eher selten. Sie kommt allenfalls an Klippen, an Fluss- und Seeufern vor.
Kaskade – Kengai
Dass es in der Natur zu einer Kaskade kommt, passiert nur sehr selten. Im Hochgebirge kann es vorkommen, dass Bäume an Steilhängen durch Lawinen umgedrückt werden. Sie werden nicht entwurzelt, aber ihr Stamm biegt sich fortan extrem.
Die Äste eines Bonsais in Kaskadenform hängen bis unter die Schale. Diese ist dementsprechend sehr tief, um einerseits ein stimmiges Gesamtbild zu kreieren und andererseits das Gewicht der hängenden Äste auszugleichen.
Den Bonsai pflanzt du in die Mitte der Schale. Deren Durchmesser sollte weniger als das Fünffache der Stammdicke betragen.
Für diese Form sind nur wenige Baumarten geeignet. Dazu gehören hauptsächlich langsam wachsende Pflanzen wie Kiefern und Wacholder.
Literatenform – Bunjingi
Charakteristisch für einen Bonsai in der Literatenform ist es, dass er an den unteren zwei Dritteln seines Stammes keine Äste hat. Sein Stamm ist zudem lang und schlank und hat verschiedene Biegungen.
Die Krone beschränkt sich auf das oberste Drittel des Bäumchens. Sie ist eher spärlich, da die wenigen Äste nur schwach belaubt sind.
Bei der Literatenform ist das Aussehen des Stamms sehr wichtig. Dessen Rinde sollte die typische Struktur eines alten Baums aufweisen.
Weil das Bäumchen nicht besonders viele Blätter hat, welches es mit Wasser und Nährstoffen versorgen muss, kann dieser Bonsai in eine kleine und flache Schale gepflanzt werden. Dort platzierst du ihn genau in der Mitte.
Windgepeitschte Form – Fukinagashi
Diese Bonsaiform imitiert einen Baum, der um sein Überleben kämpft. Der Bonsai soll aussehen wie ein Baum, der auf einer Bergkuppe starkem Wind ausgesetzt ist. Der Stamm ist oft stark geneigt, kann aber auch aufrechter sein.
Wegen des Windes wachsen alle Äste auf der windabgewandten Seite. Für Äste, die eigentlich zum Wind hingewachsen wären, bedeutet das, dass sie am Anfang eine sehr starke Biegung aufweisen.
Bonsais mit dieser Form pflanzt du in flache Schalen. Die Höhe der Schale entspricht der breitesten Stelle des Stamms. Der Bonsai wird nicht in der Mitte positioniert, sondern näher an dem Rand, in dessen Richtung keine Äste wachsen.
Wurzeln umklammern den Stein – Seki-Joju
Solche Bäume findet man in der Natur häufig in felsigen Gebirgen. Dementsprechend muss die Art des Steins zur Baumart passen. Weiter oben im Gebirge werden die Naturgewalten am Felsen deutlicher sichtbar. Das bedeutet, dass er stärker zerklüftet ist.
Für ein stimmiges Gesamtbild sollte der Stein asymmetrisch und interessant geformt sein. Er sollte höchstens zwei Drittel der Oberfläche in der Schale bedecken. Ausnahmsweise richtet sich hier mal die Schale nach dem Felsen und weniger nach dem Bonsai selbst.
Um an Wasser und Nährstoffe zu gelangen, müssen die Wurzeln bis zur Erde herunter wachsen. Die freiliegenden Wurzeln härten aus, um sich vor den Umwelteinflüssen schützen zu können.
Diese Grundstilart ist eher für Fortgeschrittene geeignet, da sie mit viel Aufwand und Recherche verbunden ist.
Pflanzung auf einem Felsen – Ishi-Tsuki
Bei dieser Grundstilart umklammern die Wurzeln den Felsen nicht und erreichen auch nicht den Grund der Schale. Im Stein müssen deshalb Vertiefungen und Hohlräume mit Erde vorhanden sein, in denen das Bäumchen Wurzeln schlagen kann. Manchmal muss dafür etwas nachgeholfen werden.
Wenn der Stein viele Spalten hat und porös ist, wachsen die Wurzeln dort rein und verankern den Bonsai am Felsen. Dadurch wird es nicht mehr möglich sein, ihn umzutopfen. Die Erde solltest du aber trotzdem auswechseln, wenn sie ausgelaugt ist.
Die größte Gefahr für Bonsais in einer solchen Pflanzung ist Wassermangel. Im Felsen hat es nur wenig Platz für Erde und Wurzeln, weshalb du ihn sehr oft gießen musst. Er wird dementsprechend auch nie besonders buschig werden. Das ist aber kein Problem, denn das Bäumchen sollte auch so aussehen, als wäre es unter erschwerten Bedingungen gewachsen.
Dieser Bonsai wird auf einer flachen Schale präsentiert. Dazu wird der Stein oft unten abgeschliffen. Die Schale ist manchmal mit Wasser oder feinem Kies gefüllt.
Auch diese Grundstilart eignet sich nicht besonders gut für Bonsai-Neulinge.
Doppelstamm – Sokan
Der Name sagt schon das Wichtigste: Dieser Bonsai hat nicht nur einen Stamm, sondern zwei. Diese können in jeder anderen Stilart gestaltet sein. Meistens findet man die streng oder frei aufrechte Form, aber auch eine Halbkaskade ist möglich. Wichtig ist, dass beide in der gleichen Stilart gestaltet sind. Die Wahl der Schale richtet sich deshalb auch nach der Stilart.
Die beiden Stämme wachsen aus demselben Wurzelsystem. An der Basis sollten die beiden Stämme auf keinen Fall u-förmig zusammenlaufen, sondern immer ein V bilden.
Die Stämme sind unterschiedlich hoch, sollten aber trotzdem optisch eine Einheit bilden. Der kleinere Stamm ist nur etwa 1/3 bis 2/3 so hoch wie der größere. Deshalb wird dieser Stil in Japan auch „Vater-und-Sohn-Stil“ genannt.
Mehrfachstämme – Kabudachi
Diese Stilart ist ganz ähnlich wie der Doppelstamm, nur dass hier mindestens drei Stämme aus dem gleichen Wurzelsystem wachsen. Normalerweise zielt man auf eine ungerade Anzahl Stämme. Auch hier sind alle Stämme in derselben Grundstilart geformt.
Der dickste Stamm ist gleichzeitig auch der höchste Stamm. Gemeinsam bilden alle zusammen ein einziges Laubdach und somit eine Einheit.
Die Schale muss relativ groß sein, damit genügend Platz für alle Stämme da ist. Der Schalendurchmesser entspricht etwa zwei Dritteln der Länge des größten Stamms.
Waldpflanzung – Yose-ue
Die Waldpflanzung unterscheidet sich von den Mehrfachstämmen dadurch, dass in dieser Bonsaiform viele einzelne Bäumchen wachsen. Es handelt sich immer um eine ungerade Anzahl, um Symmetrie zu verhindern.
Die Bäumchen sind unterschiedlich dick und hoch, wobei der dickste auch der höchste Baum ist. Die kleinen Bäume dienen dazu, Tiefenwirkung zu erreichen und werden deshalb eher im Hintergrund gepflanzt.
Für eine Waldpflanzung werden nur Mini-Bäume der gleichen Baumart verwendet. Idealerweise sind sie sogar aus Stecklingen der gleichen Mutterpflanze gezogen worden. Unterschiedliche Baumarten haben unterschiedliche Anforderungen, wodurch die richtige Pflege sonst schwierig werden würde.
Gepflanzt wird der Mini-Wald in eine große, flache Schale oder ein Tablett. Deren Größe richtet sich nach der Anzahl Bäume. Der Durchmesser der Schale muss mindestens so groß sein wie der größte Baum hoch ist. Ein Teil der Schale bleibt zudem immer unbepflanzt.
Floßform – Ikadabuki
Die Floßform entsteht, wenn ein Baum umstürzt und sich die ehemaligen Äste zu eigenen Stämmen entwickeln.
Um das zu simulieren, wird eine bereits existierende Pflanze mit einigen Ästen hingelegt. Die Äste, welche nicht gen oben ragen, werden abgeschnitten.
An der Unterseite des liegenden Stamms musst du nun bei jedem Ast bzw. neuen Stamm jeweils ein Stück Rinde entfernen. Dort können sich dann neue Wurzeln bilden.
Die Floßform hat also genau wie der Doppelstamm und die Mehrfachstämme ein gemeinsames Wurzelsystem.
Insgesamt sollten mindestens fünf neue Stämme wachsen. Der dickste und größte Stamm soll dabei weder in der Mitte noch am Rand sein.
Für die beste Wirkung wird die Floßform in eine flache, langgestreckte Schale gepflanzt.
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